22.6.2016 – Pärnu

Nach hektischem Aufbruch zum Frühstück stellten wir fest, dass die Uhrzeit auf dem Handy sich an die Zeitzone, in der man sich befindet, angepasst hat und es doch nicht schon kurz vor 10:00 Uhr war. Naja, so hatten wir dank der überflüssigen Eile mehr Zeit für den Ritt durch den Rest von Litauen und Lettland bis nach Pärnu in Estland. Tatsächlich traf unsere Vermutung zu, dass sich nichts an Straßen und Verkehrsverhältnissen ändern wird. Der gesamte Verkehr konzentriert sich auf wenige gut ausgebaute oder im Ausbau befindlichen Straßen, die die Metropolen verbinden. Orte abseits sind oftmals nur über Schotterpisten oder mit Schlaglöchern gespickte Straßen zu erreichen. Dazu kommt noch die Eintönigkeit der Landschaft, von der bisweilen durch den Geruchssinn abgelenkt wird, wenn man zum Beispiel an einem Schweinemastbetrieb oder einer gigantischem Mülldeponie vorbei fährt.

In Lettland änderte sich das Bild nicht wesentlich, das platte Land wurde lediglich etwas hügeliger. Unseren ursprünglichen Plan durch Riga zu fahren, ließen wir fallen, zu groß war die Wahrscheinlichkeit für ein Verkehrschaos, das sich schon bei der Annäherung abzeichnete. Bemerkenswert war jedoch am Rande von Riga das erste Hinweisschild Richtung Moskau. Auf der Weiterfahrt boten sich zur Abwechslung an zwei Stellen Blicke auf die Ostsee, eine Erholung für die Augen

In Estland wurden wir sofort an der Grenze von einer Baustelle begrüßt, die sich einige Kilometer hinzog, schließlich sogar nur einspurig weiterging. Wir hatten Glück, weil unsere Richtung nicht gesperrt war und konnten die circa 5 Kilometer durchfahren. Uns taten die Wartenden in Gegenrichtung leid – tja, zur falschen Zeit am falschen Ort.

Als ein Wildwechselzeichen mit einem Elch darauf am Straßenrand auftauchte hatten wir das Gefühl, nun wirklich im Norden Europas angekommen zu sein. Je weiter wir durch Estland fuhren desto dichter wurden die Wälder, stellenweise hatte man den Eindruck, an einer Wand von Birken entlang zu fahren. Bis kurz vor Pärnu hörten die Wälder einfach nicht mehr auf, lediglich an wenigen Stellen waren Kahlschläge, für die wohl die Papierindustrie verantwortlich zeichnet.

Dank Navi fanden wir schnell unser unterwegs gebuchtes Hotel, lernten zwei nette Finnen kennen, die mit einer Goldwing und einer Sevenfifty im Baltikum unterwegs waren, haben in einem netten Restaurant gut gegessen und machten noch einen Spaziergang zum Strand der Baltischen See.

 

Es sollte noch erwähnt sein, dass die Bilder in Pärnu gegen 22 Uhr aufgenommen wurden. Es war noch sehr hell und die Sonne stand sehr hoch, für uns absolut ungewöhnlich. Scheint zu stimmen, dass es auf der Erde Regionen gibt, in denen die Sonne lange Zeit nicht untergeht…

Die heutige Strecke durch drei Länder war 450 km lang.