21.6.2016 – Kaunas

Frühstück war okay, muss man aber nicht drüber reden. Als wir das Gepäck aufgeladen haben, kamen wir mit einem Biker aus Leipzig ins Gespräch. Er war mit einer Honda Deauville unterwegs und hatte den TKC 70 drauf – ein vollverkleideter Reisedampfer mit geländegängigem Reifen- sieht man nicht oft. Er war auf dem Weg nach St. Petersburg, Freunde besuchen, und fuhr über Kaliningrad. Ein ganz Harter, normalerweise Waldschläfer, ist aber wegen des intensiven Regens doch ins Hotel gegangen. Wir haben uns lange mit ihm unterhalten und sind dann später weggekommen als eigentlich geplant. Es lag auch an meinem Gespräch mit dem holländischen Ehepaar aus Hoorn, die man gelegentlich in Bergen treffen kann.

Wir sind dann doch noch bei bewölktem Himmel losgefahren Richtung Allenstein bzw. Olsztyn, dem Tor nach Masuren. Nachdem wir die Schnellstraße etwa 30 km vor Olsztyn verlassen hatten, die gespickt war von Baustellen und teilweise Behelfsstraßen neben der in Ausbau befindlichen Trasse, fuhren wir auf einer gut ausgebauten Landstraße mäandernd Richtung Masuren. Es war zügig zu fahren durch dicht bewaldete Landschaft. Es hat uns schon sehr gut gefallen, wurde dann aber in den Schatten gestellt von Masuren, das wir auf gut ausgebauten und teilweise auch gut ausgefahrenen (Spurrillen) Landstraßen durchquerten. Es war wirklich eine einmalige und sehr beeindruckende Landschaft, geprägt von sanften Hügeln, bedeckt mit Feldern und Wäldern, in den Niederungen jede Menge Wasser in Form idyllischer Seen. Es ist wirklich ein Paradies für Wanderer, Radfahrer, Angler, Biker – eigentlich für jeden.

Genug der Schwärmerei, trotzdem noch die Feststellung, dass Masuren für die Eifel eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellt – zumindest was den Spaß am Motorradfahren betrifft. Die gut 230 km durch Masuren werden wir bestimmt nie vergessen, weil dort zu fahren ein wirklicher Genuß war.

Gegen Abend, wir hatten uns unterwegs etwas Zeit gelassen, stellten wir fest, dass uns eine Stunde Zeit abhanden gekommen ist, weil die baltischen Staaten eine Stunde voraus sind – hatten wir echt nicht auf dem Schirm. Dies bedeutete, dass wir erst gegen 20 Uhr Ortszeit in Kaunas eintrafen und dann doch eine Stunde brauchten, um ein Hotel zu finden. Naja, hat geklappt dank freiem WLAN, das, soweit ich weiß, in der Verfassung garantiert ist. Das letzte Vorrundenspiel haben wir übrigens auch verpasst, aber noch gut essen und trinken können.

Durch Litauen zu fahren ist nicht der Brüller, einerseits wegen der drakonischen Strafen bei Überschreitung des Tempolimits, andererseits wegen der typischen Straßenführung für Flächenländer: geradeaus und gelegentliche Abzweigungen (dann 70 statt 90 und Blitzer) zu Orten, die man nicht sieht, weil sie jenseits des Horizonts oder Waldes liegen. Weiterhin waren die Kolonnen an LKWs bemerkenswert, die uns auf den letzten 100 Kilometern entgegen kamen. Sie erweckten den Eindruck, dass Balten LKW statt PKW fahren. Das täuscht sicherlich, dokumentiert aber riesige Warenströme von hier in die Mitte und den Süden Europas.

 

Heute sind wir 430 km gefahren.